Am Freitag wollten wir nun endlich nachholen, was am Donnerstag schon spontan ausfallen musste: Unseren Tag am Meer. Wie auch schon am Vortag wurden wir von wärmenden Sonnenstrahlen pünktlich um 08:00 Uhr geweckt, obgleich das Thermometer kaum 13°C anzeigte. Bei leckeren Franzbrötchen nebst Quarkbällchen – diesmal sogar frisch warm gemacht (die Brötchen, versteht sich) – machten wir es uns erneut am Alten Strom bequem und starteten so langsam in einen tollen Spätsommertag.
Bevor wir aber so richtig starten konnten, galt es einen kurzen Abstecher zum Kirchenplatz zu unternehmen, denn die Bargeldreserven waren bedrohlich gesunken. Frisch bereichert ging es anschließend direkt zurück zur Flaniermeile, wo wir zielstrebig die äußerlich einladende und zum Zeitpunkt unseres Eintreffens nur wenig belegte „FGS Käpp’n Brass“ für eine Hafenrundfahrt enterten. Nach der Entrichtung der obligatorischen 8€ Eintrittsgebühr begaben wir uns sofort in Richtung Oberdeck und suchten uns zwischen den weiteren Fahrgästen eine kuschlige Bank mit Aussicht. Die Wartezeit bis zum Ablegen (ca. 15 Minuten) verging recht zügig und bereits beim Anwerfen des erst 2006 erneuerten (bzw. ersetzten) Rundfahrtdampfers, waren wir vom geringen Geräuschpegel begeistert. Auch bei der Verwendung des Bugstrahlruders – sonst von einem heftigen, blechernen Scheppern begleitet – war kein Mucks zu hören. Als regelmäßiger Warnemünde-Tourist mit langjährige Historie und bereits mehreren Hafenrundfahrten im Gedächtnis, ist man von solchen Neuerungen doch durchaus begeistert 😉

Während der Captain also sehr gut verständlich und informativ unsere Route und die sehenswerten Highlights kommentierte, erfreuten wir uns an der doch etwas ungewohnten Perspektive über den Hafen. So tuckelten wir also den Alten Strom entlang und drehten anschließend (was auch sonst) in den Seekanal ein. Vorbei ging es am alten Yachthafen und den bereits lange außer Betrieb gesetzten Fährlaschen (die demnächst im Rahmen des Umbaus der Mittelmole zugeschüttet werden sollen) entlang in Richtung Empress, die verkehrtherum am Pier 7 geparkt lag. Anschließend passierten wir den Bereitschaftschlepper Baltic, bevor wir die in den letzten Jahren stark heruntergewirtschaftete und kaum noch belebte Warnow Wert erreichten. Weitere Highlights waren die in der Neptun Werft im Bau befindlichen Flussfahrtschiffe, die beeindruckenden Aktivitäten im Stadthafen sowie das aus der Ferne erkennbare Schnellbootgeschwader der Marine. Insgesamt ist es immer wieder toll den Seekanal mal von einer für uns eher neuen Seite – also aus dem Rostocker Hafen heraus – zu sehen.


Während der gesamten Rundfahrt fegte jedoch ein recht kühler Wind über uns hinweg, so dass wir uns streckenweise schon nach den vorhergesagten 17°C nebst 8 Sonnenstunden sehnten. Wie so oft erreichten wir viel zu schnell den Alten Strom und nutzten ganz flink die letzte Chance unser Urlaubsdomizil von der Seeseite aus zu fotografieren.

In selbiges kehrten wir unmittelbar nach unserer Rundfahrt zurück und wärmten uns kurz auf, denn unsere Extremitäten hatten eine Temperatur deutlich außerhalb des Wohlfühlbereichs angenommen. Anschließend zogen wir uns etwas wärmer an und begaben uns – begleitet von guten Vorsätzen – zum Strand. Bei nach wie vor recht kühler Morgenluft spazierten wir langsam in Richtung Neptun und entdeckten dabei einigermaßen neugierig eine kleine Gruppe von Menschen, die im Bereich des ersten Dünenaufgangs eifrig anfingen verschiedene größere und kleinere Drachen in die Luft zu bringen. Spontan entschlossen wir uns daher umzukehren und – eine absolute Premiere für mich – einen Strandkorb anzumieten. Schnell beglichen wir die fällige Saison-Gebühr von 2,50€ für eine Stunde am ersten Tag nach der offiziellen Saison und begaben uns bereichert um einen kleinen Schlüssel zum selektierten Objekt der Begierde.

Nachdem wir das einsam wartende Schloss von unvermutet viel Sand befreit (hätte nie vermutet, dass soviel von dem Zeugs in ein so kleines Gehäuse passt), den Schlüssel dabei unter dem Korb versenkt und anschließend wieder geborgen und abschließend auch das Schutzgitter entfernt hatten, konnten wir es in unserer neuen Behausung bequem machen. Dabei war ich sehr überrascht, wie modern die Warnemünder Strandkörbe sind und wieviele Verstellmöglichkeiten es hinsichtlich „Verdeck“, Fußbank, Esstisch und Ausrichtung des Sitzmöbels gab. Als wir uns fertig eingerichtet hatten, war wir von der Zugfreiheit im Korb und der äußerst bequemen Sitzposition beeindruckt. Während hinter uns das Meer leise vor sich hin rauschte und vor uns ein Drachen nach dem anderen begleitet vom Schreien der Möwen in die Luft ging, zogen die Wolken ganz langsam ab und es wurde zunehmend wärmer am Strand. Diese Stunde im Strandkorb war zurückblickend die enspannteste und vermutlich auch schönste Zeit am Meer, welche wir in diesem Urlaub verbracht haben.

Viel zu schnell war unsere Mietperiode erschöpft und so begaben wir uns – gemessen an den neuen Bedingungen deutlich zu dick angezogen – zurück in unsere Ferienwohnung. Da nun endlich das erhoffte Spätsommerwetter mit wenig Wind, noch weniger Wolken und ganz viel Sonne eingetreten war, begaben wir uns etwas dünner gekleidet sofort erneut in Richtung See. Unser Plan die Seehundstation auf der anderen Seite des Seekanals zu besuchen wich spontan einem Besuch in Schusters Strandbar, die meiner Meinung nach eine der aktuell schönsten Locations in Warnemünde ist. Umgeben von Palmen, stylishen Sitzmöbeln und begleitet von ChillOut-Musik gönnten wir uns zwei Eisbecher mit Blick aufs Meer und genossen das Leben. Die Bedienung in der Strandbar war übrigens sehr freundlich und auch die Bestellung wurde ungewöhnlich schnell bearbeitet – nett. So gestärkt ging es anschließend erneut zum Strand, wo wir mutig die Schuhe auszogen und – ganz wie im Hochsommer – unseren Spaziergang in den brandenden Wellen fortsetzten. Selbige erreichten den Strand zwar recht gewaltarm, dabei jedoch sehr kühl. In direkter Konsequenz brauchten wir ein paar hundert Meter, bevor sich unsere Füße an das kühle Nass gewöhnt hatten, was der Sache jedoch keinen Abbruch tat. In wirklich toller Atmosphäre (leises Rauschen des Meeres, tiefblaues Wasser, strahlendblauer Himmel, wenige Menschen) spazierten wir bis zur einsetzenden Steilküste und nutzten dabei mehrere seenahe „Wasserbecken“ um uns kurz wieder aufzuwärmen.

Bei so tollen Bedingungen wanderten wir – natürlich – direkt am Meer zurück in Richtung Warnemünde und genossen beim Blick auf die ruhige See die Leichtigkeit des Seins, ganz ausnahmsweise mal komplett ohne Uhr und Smartphone. An der Mole angekommen war unser Bewegungsdrang ungebremst, weshalb wir beschlossen nur einen kurzen Zwischenstopp zur Nahrungsaufnahme einzulegen. Da alle auffindbaren Bäcker unerfreulich stark frequentiert waren (es war Mittagszeit), entschieden wir uns ein weiteres Mal für ein Mittagessen-To-Go bei einem der schwimmenden Futterkutter (diesmal Tilos Backfisch).
Mit leicht gefülltem Bauch ging es erneut zurück zum Strand, wo wir abermals bis weit hinter das Neptun flanierten. Der geneigte Leser wird an dieser Stelle eventuell mangelnde Kreativität oder gar Langeweile vermuten .. doch im Spätsommer muss man die Chance bei schönster Sonnen und angenehmen Temperaturen im seichten Wasser spazieren gehen zu können ausnutzen, wann immer man kann.

Wieder zurück im Feriendomizil sprangen wir ad hoc in die warme Wanne, denn nach viel kühlem Wasser, konnte etwas heißes nicht schaden. Eine Stunde später stellten wir dann leicht enttäuscht fest, dass die für diesen Abend geplante Teilnahme an der Nachtwächterführung ausfallen musste: Selbige findet in Rostock selbst und nicht in Warnemünde statt. Trotzdem begaben wir uns frisch aufgewärmt und warm bekleidet hinaus in ein abendliches Warnemünde, dass von einer langsam untergehenden Sonne in ein tolles Licht getaucht wurde.
Allzu weit kamen wir mit unserem Spaziergang aber nicht, da wir bereits auf der Mittelmole auf Höhe von Herberts Stromdampferlounge einer spontanen Eingebung folgten und dieses endlich einmal besuchten (geöffnet nur von Freitag bis Sonntag). Eine kurze Fahrstuhlfahrt später fanden wir in wirklich tollem Ambiente über den Dächern von Warnemünde wieder und wurden sogleich sehr freundlich von der Bedienung begrüßt. Da außer uns nur sechs weitere Gäste den Weg auf die Lounge-artige Terrasse gefunden hatten, blieb uns jede Menge Raum und Ruhe um den phantastischen Rundumblick zu genießen. Während die freundliche Bedienung eifrig die Heizstrahler in Stellung brachte und dazu leise Entspannungsmusik gespielt wurde, beobachteten wir das friedliche Treiben im abendlichen Hafen. Auf Grund der Höhe der Terrasse wirkte das Gewusel aus der Vogelperspektive dabei fast wie beim Blick auf eine Modelllandschaft (Achtung Insider: Stichwort „Hafen“). Die letzten Fischer steuerten ihre Kutter an den Kai und eine stetig größer werdende Zahl von Touristen und Einheimischen bahnte sich ihren Weg entlang am Alten Strom. Das Bild der untergehenden Sonne vor malerischer Kulisse genossen wir bei einer sehr guten heißen Schokolade (mit ohne Sahne, die war nämlich aus) und beobachteten dabei, wie das traditionsreiche Hotel Neptun bald nur noch als Silhouette zu erkennen war.

Gegen 19:30 Uhr verließen wir die Lounge in Richtung Seekanal, da für 20:00 Uhr das feierliche Ablegen der MS Empress terminiert war. Unterwegs genossen wir noch ausgiebig die Impressionen des sich im Wasser des Hafens spiegelnden Sonnenuntergangs, bevor wir kurz vor acht einen aussichtsreichen Platz direkt an der Fähre ergattern konnten.

Reizvoll am Ablegen des Kreuzfahrers war zudem die Tatsache, das selbiger (was recht ungewöhnlich ist) noch in Richtung Seehafen festgemacht war und dem eigentlichen Auslaufen daher ein Wendemanöver vorausgehen musste. Wir waren offensichtlich nicht die einzigen, die von diesem Umstand angezogen wurden, denn von Minute zu Minute drängten sich mehr Menschen an den Kai. Dies verärgerte jedoch die ebenfalls direkt an dieser Stelle jagenden Angler, denen ihre Ruhe offenkundig deutlich wichtiger war als einen alten Stahleimer beim Auslaufen zu beobachten.

In dieser – mit recht unterschiedlichen Interessen versehenen – Gemeinschaft harrten wir also der einsetzenden Kälte, beobachteten die Weiße Flotte munter beim Hin- und Herfahren und warteten auf das geplante Ablegen. Erst gegen 20:45 Uhr zeigten sich erste Aktivitäten und das Warnemünde Cruise Center begann erwartungsgemäß „Time to say Good Bye“ zu spielen. Weitere 15 Minuten und recht kalte Knochen später löste sich der Koloss dann tatsächlich vom Kai und begab sich – kaum hörbar – in Richtung Stadthafen. Dies dauerte jedoch so lange, dass wir uns nach über einer Stunde Warten und Frieren in Richtung Stadtzentrum verabschiedeten .. so spannend kann eine Drehung mitten auf dem Wasser jetzt auch nicht sein. Zum schnellen Aufwärmen gab es schnell noch eine frische Portion Pommes von McDonalds, bevor wir unseren Tag am Meer gegen 21:30 Uhr in der Ferienwohnung zu Ende gehen ließen. Insgesamt war es wirklich toll, dass wir auch Ende September und damit in der Nachsaison nochmal zumindest einen Tag mit tollem Strandfeeling verbringen konnten.
Weitere Impressionen (man ahnt es schon) drüben in der Gallery: Link.